Imre Nagy's (1975) installation „plur.sing." comprises seven objects which are arranged together as if fragments of a sentence, in lines of text that run through the exhibition space. The alternating interweaving of how directions move arises from the formal use of diverse industrially-produced materials and found objects with copies of his own photographs and handwritten texts. By combing these materials the artist constructs his own grammar, a reference system relating to his own work; as a rumination on articulation, which unfolds itself in (brackets) in (brackets) in (brackets).
() The two-liner made from metal cover strips stretches out lengthways through the space. The sof strips have been patterned with holes of difering sizes and allow the space to shine through. Arranged in a line, the perforation appears like a coded language, which also allows itself to be felt. Brail, fnger alphabet, old indecipherable handwriting as well as other coded languages and forms of writing are all apparent points of departure? for the object
(()) Pink latex gloves hang empty over a folded piece of paper or are put over metal brackets, the ends of the fngers have been given connecting pieces – three space coordinates which point to opportunities of action, to movement within the space, to activity. Pulled inside out, with the fingertips cut of so that the gloves no longer ofer any protection, they instead ofer a light surface upon which three letters of the fnger alphabet are drawn.
((())) The latex fgures also testify to the absence of a body, as does a plastic bottle crushed by hand which no longer contains any liquid, the aquarium which stands to one side no longer home to either water or fsh and the dissected rubber hose, devoid of air and completely functionless. The materials are all too familiar to us, as if we don't know, intuitively, which society they aesthetically encompass, where we can buy them, where they are to be found, what they are used for, and how they "should" be thought of a in a functional sense.
(((()))) Nagy however, allows other qualities of the materials, which are in part found objects, to speak. Questions of spatialisation are addressed, which, through use of coordinates in the exhibition as three-part connectors, appear in the form of a 'Y' or an 'X'. In this way, for example, a single standing object forms a Y or an X - a box covered in graphite paper, depending on how the aluminium pole is laid. A polystyrene fgure is docked onto the end of the "letter", whose funnelshaped suckers could maybe be sending or receiving something.
((((())))) We are not experiencing a specifc text, instead we are witness to a subtle and complex artistic formulation, which absorbs all of the parameters of the artist's working methods and makes them tangible for us.
Imre Nagys (1975) Installation „plur.sing.“ fügt sich aus sieben Objekten zusammen, die sich wie Satzfragmente auf Textzeilen im Raum anordnen. Das wechselseitige Verschränken von Bewegungsrichtungen rührt aus der formal begründeten Verwendung von diversen industriell hergestellten Materialien, gefundenen Dingen und Kopien von eigenen Fotografien und handschriftlichen Texten her. Die Materialien kombiniert der Künstler einer eigenen Grammatik folgend, einem auf die eigene Arbeit verweisenden Referenzsystem; als ein Nachsinnen über Artikulation, dass sich (Klammer) in (Klammer) in (Klammer) entfaltet.
() Der Zweizeiler aus metallenen Fugenleisten streckt sich längs durch den Raum, es sind zarte Leisten die durch verschieden große Löcher gemustert sind und den Raum durchscheinen lassen. So in einer Linie angeordnet erscheint die Perforation wie eine codierte Sprache, die sich auch erfühlen ließe. Blindenschrift, Fingeralphabet, alte unleserliche Handschriften und andere codierte Sprach- und Schriftformen sind Ausgangspunkt der Objekte, die sich auf dem Display befinden.
(()) Rosa Latexhandschuhe hängen leer über einem gefalteten Papier oder sind über Metallwinkel gestülpt, die Enden der Finger sind mit Verbindungsstücken versehen, drei Raumkoordinaten, die auf Handlungsmöglichkeiten, auf Bewegung im Raum, auf Tätigkeit hindeuten. Linksherum gestülpt, mit abgeschnittenen Fingerkuppen bietet der Handschuh keinen Schutz mehr, aber eine hellen Untergrund für drei darauf gezeichnete Buchstaben aus dem Fingeralphabet.
((())) Die Latex-Figuren zeugen aber auch von der Abwesenheit eines Körpers, so wie die von einer Hand zerdrückte Plastikflasche keine Flüssigkeit mehr beinhaltet, das auf der Seite stehende Aquarium kein Wasser und keine Fische beheimatet und der zerschnittene Gummischlauch luftleer völlig funktionslos ist. Die Materialien sind uns allzu vertraut, als dass wir nicht wüssten, ganz intuitiv, welche Gesellschaft sie ästhetisch fassen, wo man sie kaufen kann, wo sie vorkommen, wofür sie verwendet werden, wie sie schließlich im funktionalen Sinne gedacht werden „müssten“.
(((()))) Nagy lässt jedoch andere Qualitäten der Materialien, die teils gefundene Dinge sind, zur Sprache kommen. Behandelt werden Fragen nach Verräumlichung, die anhand von Koordinaten in der Ausstellung als dreiteilige Anschlussstücke in Form eines Ypsilons oder X vorkommen. So formt sich zum Beispiel in dem einzeln stehenden Objekt ein Y oder ein X aus mit Graphitpapier umwickeltem Karton, je nachdem wie die Aluminiumstange angelegt wird. An dem einen Ende des „Buchstabens“ dockt sich eine Styropor Figur an, dessen Trichterförmige Saugnäpfe vielleicht etwas empfangen oder senden können.
((((())))) Wir vernehmen aber keinen bestimmten Text, sondern werden vielmehr Zeuge einer subtilen und komplexen künstlerischen Formulierung, die alle Parameter der eigenen Arbeitsweise aufnimmt und für uns erfahrbar macht.
Jenni Tischer, 2016